Neues von der Quote

Rund 1,2 Mio. Zuschauer haben den letzten Münster-Tatort statt im Fernsehen über die ARD-Mediathek geguckt. Damit hatte der Tatort rund 10 Prozent mehr Zuseher, als offiziell über die Quote ausgewiesen wurde.

Dass sich die Fernsehnutzung derzeit radikal verändert ist eine Binsenweisheit. Bislang gab es aber kaum belastbare Zahlen etwa zum Online-Abruf. Sonja Pohlmann berichtet in der Zeit von den Bemühungen der GfK, die die heilige Fernsehquote ermittelt, ihre Messungen auch auf die Online-Portale der Sender auszuweiten. Das ist kompliziert, denn fast jeder Sender verfügt über seine eigene Mediathek. Hinzu kommen Video-on-Demand-Portale wie Entertain, maxdome oder Zattoo.

Die Fernseh-Quote wird derzeit über 5.640 ausgewählte Haushalte ermittelt, in denen rund 11.000 Personen wohnen. Für die Online-Nutzung sollen zusätzlich noch einmal 20.000 Einzelpersonen ausgewählt werden – ein gewaltiger Aufwand. Trotz allem ist weiterhin unklar, wie zuverlässig die Quotenmessung eigentlich ist.

Aber immerhin kommt mit der Erfassung der Online-Nutzung jetzt ein wenig Bewegung in die Quote. Die interessante Frage dabei ist, ob es dabei auch zu qualitativen Verschiebungen kommen wird, schließlich dürften sich Online-Nutzer demographisch in vielerlei Hinsicht von der Gesamtbevölkerung unterscheiden. Man darf gespannt sein.

Mehrteiler versus Serien

Mit “Das Adlon” und “Unsere Mütter, unsere Väter” erlebt der Fernseh-Mehrteiler in Deutschland gerade eine kleine Renaissance. Gerade bei letzterem, der ja als eine Art deutscher “Band of Brothers” konzipiert und rezipiert wurde, stellt sich die Frage, warum die Form von drei mal 90 Minuten gewählt wurde und nicht etwa die einer sechs-teiligen Serie mit beinahe gleicher Gesamtlauflänge. Oder, wenn man schon dabei ist, warum man nicht eine komplette 12-teilige Serie daraus gemacht hat. Der Stoff hätte es sicherlich hergegeben.

Thomas Lückerath argumentiert in einem Beitrag auf dwdl.de, dass es im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern in Deutschland keine Tradition der Serie gäbe.

Zwar gibt es in Deutschland durchaus eine Serientradition, allerdings eher am Vorabend. Und für den ist ein Stoff wie “Unsere Mütter, unsere Väter” sicherlich denkbar ungeeignet. In der Primetime gib es für eine 50-minütige Serie im Programmschema der Öffentlich-rechtlichen aber einfach keinen Platz.

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Auch wenn der Einzelspielfilm, den es in dieser Form im Fernsehen fast nur in noch in Deutschland gibt, seinen eigenen Charme hat – die Serie ist sicherlich die für das Fernsehen ureigenste Form, auch weil sie ökonomisch am sinnvollsten ist: mit “Unsere Mütter, unsere Väter” als Serie hätte das ZDF ganze sechs Abende hervorragend bestücken können, mit allen positiven Effekten für das Begleitprogramm. More bang for the buck, würde der Amerikaner sagen.

Natürlich ist eine sechs-teilige Serie aber letztlich auch nur eine “halbe Serie” – um die 12 Folgen pro Staffel sind mehr oder weniger internationaler Standard. Eine volle 12-teilige Serie mit dem production value von “Unsere Mütter, unsere Väter” zu beauftragen, übersteigt momentan aber sicherlich den Risiko-Appetit sämtlicher Sendeverantwortlicher in Deutschland – verständlicherweise, denn schon mit den drei mal 90 Minuten hat man sich für hiesige Verhältnisse sehr weit aus dem Fenster gelehnt.

Aber vielleicht löst ja der große internationale Erfolg der anspruchsvollen Primetime-Serie auch in deutschen Filmredaktionen ein gewisses Umdenken aus. Zu wünschen wäre es. Denn es wäre schade, wenn das “Goldene Zeitalter der Serie” an Deutschland völlig spurlos vorübergeht.

Es geht doch

Der ZDF-Dreiteiler “Unsere Mütter, unsere Väter” hat allen Unkenrufen zum Trotz gezeigt, dass es auch in Deutschland möglich ist, richtig gutes Fernsehen zu machen: eine überzeugende, gesellschaftlich relevante Geschichte, tolle Schauspieler und ein beeindruckender production value, der sich vor der internationalen Konkurrenz nicht zu verstecken braucht.

Darüber hinaus wurde die Mini-Serie nicht nur von der Kritik einhellig gelobt, sondern hat auch noch sehr gute Zuschauerzahlen erzielt. Was will man mehr? Wenn öffentlich-rechtliches Fernsehen immer so wäre, wer würde sich dann noch trauen, die so oft gescholtene “Zwangsgebühr” in Frage zu stellen?

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Der Dreiteiler zeigt aber auch, dass gutes Fernsehen nicht zum Schleuderpreis zu haben ist. Mit einem Budget von über 14 Mio. Euro lagen die Produktionskosten weit über dem, was üblicherweise für einen Fernsehfilm ausgegeben wird. Und das sieht man. Qualität hat eben ihren Preis. So führt der Erfolg von “Unsere Mütter, unsere Väter” auch vor Augen, wie kaputtgespart der durchschnittliche deutsche Fernsehfilm inzwischen ist.

Es bleibt schwer nachzuvollziehen, warum die öffentlich-rechtlichen Sender ausgerechnet beim fiktionalen Programm, durch das sie sich so hervorragend profilieren und unersetzbar machen könnten, so gnadenlos den Rotstift ansetzen, während gleichzeitig die Etats für Sportereignisse und Fußballrechte in schwindelerregende Höhen steigen.

Zwar bringen Sportgroßereignisse zuverlässig gute Zuschauerzahlen – dank Fußball und Olympia hat es das ZDF letztes Jahr immerhin zum Marktführer gebracht. Wie die anhaltende Kritik an der Haushaltsabgabe aber deutlich zeigt, erweist sich die Vorstellung, durch hohe Zuschauermarktanteile eine Legitimation für die Haushaltsabgabe zu erreichen, als Trugschluss, solange sich das öffentlich-rechtliche Programm nicht deutlich von dem der Privatsender unterscheidet.

Schließlich würde niemand irgendetwas vermissen, wenn die Champions League statt im ZDF bei Sat.1 liefe. Aber Deutschland würde viel gewinnen, wenn die Öffentlich-Rechtlichen mehr mutige und teure Fernsehproduktionen wie “Unsere Mütter, unsere Väter” produzieren würden. Eine bessere Bestandsgarantie kann es für einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht geben.

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Qualität und Quote

Über die Frage, warum viele hochgelobte amerikanische Pay-TV-Serien sich trotz mauer Quoten trotzdem für die Sender lohnen, habe ich bereits hier, hier und hier geschrieben. Ein Artikel in “Wired” beleuchtet das Thema nun von einer anderen Seite: liegt es vielleicht daran, dass die Quoten nicht das messen, was sie messen sollen?

So hat der alles beherrschende amerikanische Quotenmessdienst Nielsen erst vor kurzen damit begonnen, digital aufgenommene Sendungen, die später gesehen werden, bei der Quotenmessung zu berücksichtigen. Das Ergebnis: teilweise über 60 Prozent höhere Quoten!

Und noch ein Erfolgsgeheimnis der amerikanischen Kabel-TV-Serien verrät der Artikel: Sex. Im Gegensatz zum prüden amerikanischen Free-TV-Fernsehen, bei dem bereits eine für Sekundenbruchteile entblößte Brust zum Politikum wird, gibt es davon bei den “Qualitätsserien” nämlich außerordentlich viel – im Fall von “Game of Thrones” sogar so viel, dass die praktische Verbindung eher zäher Plot-Exposition mit ansonsten eher dialogarmen Sex-Szenen schon ein neues Wort hervorgebracht hat: Sexposition.

Berufs- und Rollenbilder im Fernsehen

Einige der interessantesten Informationen, die die teilnehmenden Drehbuchautoren beim MINTiFF-Science-Event Ende Februar in Martinsried erfahren konnten, hatten nichts mit dem eigentlichen Thema Neurobiologie und “Neue Einblicke ins Gehirn” zu tun. Vielmehr war es ein Vortrag von Dr. Marion Esch, der nachhaltig Eindruck machte.

Die Initiative MINTiFF hat es sich zum Ziel gesetzt, die Darstellung von Naturwissenschaftlern und Ingenieuren in Film- und Fernsehproduktionen zu fördern. Das ist dringend nötig, denn obwohl Deutschland in der Welt für seine Wissenschaftstradition und seine Ingenieurskunst gefeiert wird, kommen die entsprechenden Berufsbilder in deutschen Fernsehproduktionen so gut wie nicht vor. Stattdessen gibt es, vor allem bei männlichen Rollen, ein extremes Übergewicht an Berufen, die mit Recht, Ordnung und Sicherheit zu tun haben, was natürlich auf all die Tatorte, Polizei- und Krimiserien zurückzuführen ist.

Berufsfelder

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet auf Privatsendern laufende amerikanische Serien wie “Dr. House”, “The Big Bang Theory” oder auch die verschiedenen “CSI”-Formate wesentlich mehr zur Förderung wissenschaftlicher und technischer Berufsbilder beitragen, als die der öffentlich-rechtlichen Sender, zu deren Auftrag so etwas eigentlich gehören sollte.

Während bei amerikanischen Serien ganz selbstverständlich Wissenschaftler und Mediziner von Anfang an in den Prozess der Drehbuchentwicklung mit einbezogen werden, heißt es bei uns immer: jetzt schreibt erst mal eine schöne Geschichte, die Recherche machen wir dann für die Drehfassung. Die Qualität einer Folge von “Dr. House” ist denn auch kaum mit der einer beliebigen deutschen Arztserie zu vergleichen.

Auch bei der Darstellung geschlechtsuntypischer Berufsbilder in deutschen Film- und Fernsehproduktionen sieht es erwartungsgemäß nicht gerade gut aus. Wer sich mehr dafür interessiert, sollte sich unbedingt die Studie “MINT und Chancengleichheit im fiktionalen Fernsehformaten” herunterladen.

Gebetsmühlenartig fordern die Verantwortlichen in den Sendern gegenüber Autoren und Produzenten, die deutsche Wirklichkeit abzubilden und auf das “Typische” zu setzen, denn der Zuschauer müsse ja “in seiner Lebenswirklichkeit abgeholt werden”. Das Resultat ist eine beinahe genormte, homogene Fernsehwirklichkeit, die traditionelle Rollen- und Berufsbilder eher zementiert als hinterfragt und damit der gesellschaftlichen Realität in weiten Teilen hinterherhinkt.

Dementsprechend vernichtend ist das Urteil, das Drehbuchautoren den Sendern hinsichtlich Innovations- und Risikobereitschaft ausstellen: ganze 98 Prozent der Autoren halten sie für niedrig bis sehr niedrig. Man kann es nicht oft genug sagen: wir brauchen mehr Mut zum Außergewöhnlichen im deutschen Fernsehen.

Arbeitssituation

 

Nachwachsender Rohstoff

Dass ARD und ZDF bei Jugendlichen nicht sonderlich hoch im Kurs stehen, ist bekannt. Wie groß das jugendliche Desinteresse an den öffentlich-rechtlichen Sendern jedoch ist, führt eine Grafik aus der MINTiFF-Studie “MINT und Chancengleichheit in fiktionalen Fernsehformaten” drastisch vor Augen: Selbst bei Gymnasiasten gehören ARD und ZDF für gerade einmal 10 Prozent der Befragten zu einem ihrer drei Lieblingssender.

Lieblingssender

Nun klagt man schon lange über die Überalterung der Zuschauer der öffentlich-rechtlichen Sender. Bei der ARD liegt der Altersdurchschnitt derzeit bei 60 Jahren, beim ZDF sogar inzwischen bei 61 Jahren. Allerdings liegt der Altersdurchschnitt der Sat.1-Zuschauer ebenfalls bei nicht gerade jugendlichen 51 Jahren.

Sterben den öffentlich-rechtlichen Sendern also in absehbarer Zeit die Zuschauer weg, wie immer wieder gemunkelt wird, oder handelt es sich bei Senioren um einen “nachwachsenden Rohstoff”, wie Benedikt Röskau es pointiert ausgedrückt hat?

Dass sich die Mediennutzung mit dem Alter verändert, dürfte unbestritten sein. Wenn ARD und ZDF ein für ältere Menschen attraktiveres Programm bieten, das sie bei den Privatsendern nicht finden, werden die Öffentlich-Rechtlichen möglicherweise auch weiterhin ein Publikum finden. Insofern ist die von ARD und ZDF angestrebte Verjüngung ihres Publikums vielleicht nicht ganz unproblematisch, denn wenn sie dadurch ihr derzeitiges Stammpublikum vergrätzen, könnten sie schnell zwischen allen Stühlen sitzen.

Andererseits ist es schwer vorstellbar, dass eine Generation, die vollständig durch Privatsender und Sendungen wie “How I Met Your Mother” sozialisiert wurde, im Alter auf einmal “Um Himmels Willen” in der ARD sehen will. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg.

Von Tinseltown zu TV-Town

Steht Hollywood eine Zeitenwende bevor? Der wie immer hervorragende Economist untersucht in einem Artikel über Tinseltown den ökonomischen Umbruch in der Kino- und Fernsehbranche und kommt zu eben diesem Schluss.

SchmuddelkindWährend die Studios unter sinkenden Home-Entertainment-Einnahmen und einem überwiegend saturierten Kinomarkt leiden, fährt das ehemalige Schmuddelkind Fernsehen nicht nur immer größere Gewinne ein, sondern übertrumpft die einstige Glamour-Branche auch immer öfter in punkto erzählerischer Kreativität. Auch der production value von Fernseh- und Kinoproduktionen gleicht sich dank steigender Produktionsbudgets für Fernsehserien immer weiter an.

Die Gewinne der Majors sind zwischen 2007 und 2011 um 40 Prozent eingebrochen. Während der Umsatz der Filmsparte von Time Warner zwischen 2002 und 2012 um immerhin noch 20 Prozent gewachsen ist, hat die Fernsehsparte im selben Zeitraum um stolze 84 Prozent zugelegt. Das Fernsehen läuft dem Kino immer mehr den Rang ab und außer immer teureren Special-Effects-Spektakeln scheint Hollywood nichts dagegen zu setzen zu haben.

Nun sind die Major Studios schon oft totgesagt worden – die Zahlen sehen aber in der Tat düster aus. Vielleicht muss sich Hollywood demnächst tatsächlich nach einem neuen Geschäftsmodell umsehen.

Das Modell HBO

In seinem Blog “Deadline” beim Schweizer Tagesanzeiger bringt Constantin Seibt das “Modell HBO” kurz und bündig auf den Punkt. Der Bezahlsender habe die Fernsehserie zur “aufregendsten Kunstform des 21. Jahrhunderts” gemacht, indem er nicht auf die maue Zufriedenheit der Masse, sondern auf die leidenschaftliche Begeisterung einer kleinen Zuschauergruppe gesetzt hat.

Das Bonmot des einstigen RTL-Chefs Helmut Toma, dass der Wurm dem Fisch schmecken muss und nicht dem Angler, verortet Seibt treffend als Ausgangspunkt des Trash-TV. Auch die entscheidende Bedeutung der Autoren bei der Konzeption herausragender Serien erwähnt der Beitrag, in dem es eigentlich um die Zukunft der Zeitung geht.

Zu guter Letzt lernen wir in dem Artikel auch noch einen schönen Helvetismus kennen: das wunderbare, dem Französischen entlehnte Wort “foutieren” bedeutet laut Duden “sich (um etwas) nicht kümmern” bzw. “sich (über etwas) hinwegsetzen”. Wieder was dazugelernt.

Big Data wird Programmchef

Die wunderbare neue Welt der Streaming-Dienste macht es möglich, das Zuschauerverhalten so genau zu analysieren, wie es sich Programmchefs von Fernsehsendern nicht einmal in ihren kühnsten Träumen ausmalen würden.

Was für mögliche Konsequenzen der “Gläsernen Zuschauer” für die Konzeption neuer Filme und Fernsehserien haben kann, versucht ein Beitrag auf Salon.com zu beleuchten: Big Data is watching you.

Die Wut der Drehbuchautoren

Unter den Drehbuchautoren gärt es gewaltig. Das wurde letzte Woche durch einen polemisch formulierten Aufruf auf der Website norau.de deutlich, der  in der Branche große Aufmerksamkeit erregt hat (das Kürzel NORAU steht für Nicht-ORganisierte AUtoren). In dem Aufruf werfen die Verfasser dem Vorstand des Verbands deutscher Drehbuchautoren (VDD) vor, die Interessen der Drehbuchautoren verraten zu haben, weil sie mit dem ZDF eine umstrittene Rahmenvereinbarung über Regelhonorare abgeschlossen haben.

Zu den mittlerweile über hundert Unterzeichnern, die die sofortige Kündigung der ZDF-Vereinbarung fordern, gehören so prominente Drehbuchautoren wie Friedrich Ani, Dominik Graf, Sascha Arango, Alexander Adolph, Niki Stein, Christoph Hochhäusler, Christoph Fromm, die ehemalige BR-Fernsehspiel-Chefin Gabriela Sperl, sowie die Initiatoren Josephin und Robert von Thayenthal.

Um was geht es?

Wie vom Gesetzgeber mit der Urheberrechtsnovelle von 2002 gefordert, versucht der VDD seit nun schon über zehn Jahren mit den Sendern “Gemeinsame Vergütungsregeln” (GVR) auszuhandeln. Die scheinen so eine Vereinbarung zu scheuen wie der Teufel das Weihwasser, denn zunächst kam es zu einem jahrelangen juristischem Hickhack, ob denn nun die Produzenten als direkte Vertragspartner der Drehbuchautoren der richtige Verhandlungspartner seien, oder aber die Sender, die den Produzenten die Vertragsbedingungen diktieren. Schließlich erklärte sich das ZDF als erster Sender zu Gesprächen bereit – auch wenn es die Vereinbarung nach wie vor aus undurchsichtigen Gründen nicht als “Gemeinsame Vergütungsregeln” bezeichnen will. Die Produzentenallianz nahm an den Verhandlungen teil und unterzeichnete das umstrittene Papier ebenfalls.

Die Details der Vereinbarung wurden der Mitgliederversammlung des VDD im Februar 2012 vorgestellt, äußerst kontrovers diskutiert und – mit dem Auftrag an den Vorstand, verschiedene Nachbesserungen vorzunehmen – von der Mitgliederversammlung angenommen. Allerdings zeigt sich, dass viele Drehbuchautoren, die nicht Mitglied des VDD sind, von dieser Entwicklung offenbar völlig überrascht wurden.

Tatsächlich stellen die neuen Vertragsbedingungen viele Drehbuchautoren zunächst einmal schlechter. Vor allem, dass die Wiederholungshonorare pauschal von 100 auf 50 Prozent des Grundhonorars halbiert wurden, sorgt bei vielen Kollegen für Empörung. Dass das ZDF diese “Regelsätze” in einem Brief an die Produzentenallianz entgegen der Vereinbarung dann auch noch als Höchstsätze bezeichnete, machte die Sache nicht gerade besser. Inzwischen hat das ZDF nach Aussage des VDD-Vorstands klargestellt, dass es sich in der Tat um Regelsätze handelt und dass sowohl das Grundhonorar wie auch der Prozentsatz des Wiederholungshonorars nach oben verhandelt werden können – im Fall des Wiederholungshonorars bis zu einer Grenze von 75 Prozent des Grundhonorars. Weiterlesen

Ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk noch zu retten?

Die Diskussion um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland geht in die nächste Runde: Peter Henning, Drehbuchautor, Regisseur und Vorstand im Verband Deutscher Drehbuchautoren hat auf der Website des Verbands einen Artikel veröffentlicht, in dem er die Programmpolitik von ARD und ZDF scharf angreift.

Henning plädiert für ein öffentlich-rechtliches Fernsehen, das seinen Auftrag ernst nimmt und mit seinem Programm etwas wagt. Nur ein Programm, das den Zuschauern wichtig ist, ein Programm, das andere Anbieter nicht bieten können oder wollen, kann dazu führen, dass wir irgendwann wieder gerne unsere Gebühren bezahlen. Die Existenzberechtigung der Öffentlich-Rechtlichen liegt in erster Linie in der Qualität ihres Programms und erst in der zweiten in der Quote.

Das Goldene Zeitalter – wie lange noch?

Wie in dem Beitrag “‘Breaking Bad’, die Dänen und wir” beschrieben, beruht das gegenwärtige “Goldene Zeitalter” des Fernsehens mindestens ebenso auf dem Geschäftsmodell der amerikanischen Kabel- und Pay-TV-Landschaft wie auf einer kreativen Renaissance.

Dieses Geschäftsmodell hat zu einem regelrechten Qualitätswettbewerb unter den Fernsehsendern geführt, die sich mit immer neuen, anspruchsvollen Fernsehserien geradezu überbieten. Die Frage ist nur – wie lange noch?

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Die Zukunft des Fernsehens

Mit “House of Cards” hat die Versand- und Online Videothek Netflix ihre erste eigene Serie produziert. Das neue daran: sie wird ausschließlich über Netflix zu sehen sein.

Für den “Economist” beginnt damit eine “dritte Welle” in der Entwicklung des Fernsehens: nachdem zuerst  das frei empfangbare Fernsehen Qualitätsinhalte produziert hat, sprang Ende der 90er Jahre das amerikanische “Cable-TV” auf den Zug auf und jetzt folgen die Online-Firmen.

Festzuhalten ist dabei allerdings, dass der Rest der Welt über die “erste Welle” nie so recht hinaus gekommen ist – was diese Entwicklung also für Deutschland bedeutet, bleibt abzuwarten. Fest steht, der Markt ist in Bewegung und den Fernsehveranstaltern, ob privat oder öffentlich-rechtlich, stehen unruhige Zeiten bevor.

Update: Der “Atlantic” beschäftigt sich ausführlich mit der Ökonomie von Netflix’ 100-Mio-Dollar-Gamble.

Nochmal »Breaking Bad«

In der Stuttgarter Zeitung gibt es ein interessantes Interview mit Christoph Dreher, der den Dokumentarfilm “It’s not TV” über die Macher von “Breaking Bad”, “Tremé” und “The Wire” gedreht hat – eine schöne Ergänzung zu meinem vorletzten Artikel.

In dem Artikel werden diese Serien “Autorenserien” genannt, was sicherlich besser ist als der streitbare Begriff “Qualitätsserien”, mir aber nicht ganz einleuchtet, denn die meisten amerikanischen Serien sind “Autorenserien” in dem Sinne, dass der Schöpfer der Serienidee in der Regel auch als Produzent beteiligt ist. In Anlehnung an “Autorenfilm” ist die Bezeichnung zwar nachvollziehbar, aber letztlich doch mißverständlich. Für mich trifft es “Arthouse-Serien” eigentlich am besten.

»Breaking Bad«, die Dänen und wir

BreakingBad

 

Der Ruf deutscher Fernsehfilme und insbesondere deutscher Serien ist nicht gerade der Beste. Gern wird dabei immer wieder auf die tollen amerikanischen Qualitätsserien à la “Mad Men”, “Breaking Bad” oder “Homeland” verwiesen und die Frage gestellt, warum wir sowas in Deutschland nicht auch hinkriegen.

Mit viel Lust und Polemik haut der “Spiegel” in seiner aktuellen Ausgabe in dem Artikel “Im Zauderland” mal wieder in genau diese Kerbe. Mit neuen Informationen können Georg Dietz und Thomas Hüetlin nicht aufwarten, stattdessen beten sie mal wieder gebetsmühlenartig die alte Leier von den erstklassigen amerikanischen und den miesen deutschen Serien herunter. Damit machen sie es sich nicht nur zu einfach, sie verpassen auch die eigentlich interessante Geschichte dahinter.

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