Es gilt als ausgemacht, dass das traditionelle lineare Fernsehen das nächste Opfer des digitalen Medienumbruchs sein wird. Bislang hält es sich allerdings noch recht wacker.
Dafür, dass das so bleibt, tun die dominierenden Player im Fernsehmarkt aber auch einiges, wie Matt Buchanan in seinem Elements-Blog beim New Yorker beschreibt. Das sind vor allem die Fernsehsender und – in den USA – die Kabelnetzbetreiber.
Zwar stehen Apple, Google, Microsoft und andere längst in den Startlöchern, um den großen Bildschirm im Wohnzimmer zu erobern, aber dafür brauchen sie Inhalte. Die großen Medienkonglomerate, die diese Inhalte haben, haben jedoch wenig Interesse daran, ihr etabliertes Geschäftsmodell des traditionellen linearen Fernsehens zu untergraben. Wären alle Inhalte jederzeit online verfügbar, bräuchte es keine Fernsehsender mehr und die Kabelnetzbetreiber würden vom Inhalteanbieter zum technischen Dienstleister degradiert. Wie schwer man sich als solcher tut, Geld zu verdienen, kann man sehr schön am Beispiel der Mobilfunkbetreiber beobachten.
Das ist auch der Grund, warum HBO seine begehrten Serien weiterhin exklusiv über sein Kabelabonnement vertreibt – “Girls”, “The Newsroom” und “Game of Thrones” sind weder auf Hulu noch auf Netflix oder einem anderen Streaminganbieter zu bekommen. Wer HBO nicht abonniert hat, muss warten, bis die Serien auf DVD erscheinen.
Auch wenn das lineare Fernsehen in einer Welt ständig verfügbarer Online-Medien längst zum Anachronismus geworden ist – ohne ein Geschäftsmodell, dass die Inhalteanbieter und Kabelnetzbetreiber einschließt, wird sich daran nichts ändern.
Genau daran wird derzeit hinter den Kulissen kräftig gewerkelt: Während Google und Intel versuchen, direkt über die Produzenten an Inhalte zu kommen, unternehmen Apple und Microsoft alles, um mit den Kabelnetzbetreibern ins Geschäft zu kommen.
In Deutschland ist die Situation trotz anderer Ausgangslage ähnlich verfahren: bei Lizenzware wie amerikanischen Filmen und Serien stehen auch bei uns die Interessen der Fernsehsender denen der Streaminganbieter entgegen. Die größte Produzenten eigener Programme dagegen – die Öffentlich-Rechtlichen – werden durch unsinnige gesetzliche Regelungen daran gehindert, ihr vom Gebührenzahler bereits bezahltes Programm diesen auch unbegrenzt zur Verfügung zu stellen.
Solange sich Inhalteanbieter und Fernsehsender weiter selbst im Weg stehen, wird es nur einen Gewinner geben: die illegalen Streamingportale. Das nützt letztlich niemandem. Der Druck, ein neues Geschäftsmodell zu finden, ist also da. Die Schlacht um unser Wohnzimmer hat längst begonnen.